Der Architekturkritiker Sigfried Giedion hebt in seinem NZZ-Beitrag über die Siedlung Neubühl 1931 den „landschaftlichen Takt“ hervor. Neben dem einheitlichen Charakter ist es denn auch der Bezug zur Landschaft, den das Neubühl von den anderen europäischen Werkbund-Siedlungen unterscheidet. Die Gesamtdisposition ergibt sich aus der Topografie des Moränenrückens. Die Erschliessungen verlaufen entlang der Höhenlinie, während sich die parallelen, gestaffelten Hauszeilen senkrecht dazu zum Zürichsee und Sihltal hin öffnen. Der offene Zeilenbau in der Falllinie des Hangs ermöglicht im Sinn der Gemeinschaftsidee allen Besonnung und Aussicht. Auch wenn er sich schon bei alten Zürichsee-Dörfern findet, im städtischen Kontext war er angesichts der üblichen Blockrandbebauung neu. Im Neubühl sind nur Bauten mit Läden, Ateliers und Garagen strassenbegleitend.
Gustav Ammann, „consultierender Gartenarchitekt“, entwarf für das Neubühl einen natürlichen nutzungsoffenen Wohngarten, inspiriert von englischen Reformgärten: Entlang der Strassen, seeseitig von Hainbuchenhecken und sihltalseitig von Wildhecken gefasst, stehen locker verteilt Baumgruppen, bestehend vorwiegend aus lichten Birken und Robinien. Die vorhandenen Obstbäume wurden möglichst erhalten. Die Gartenparzellen sind einheitlich organisiert in die drei Bereiche Sitzplatz mit seitlichen Sträuchern, Rasenfläche und Baumgarten. Diese Gärten trennen indes keine Hecken, so dass sie als zusammenhängender Landschaftsraum erfahrbar sind.
Die Architektur mit ihren Flachdächern, Dachterrassen, Fensterfronten, Schiebefenstern und Gartenausgängen öffnet sich zur Landschaft. In seinem manifestartigen Buch „Befreites Wohnen”, 1929, fordert Giedion „Licht, Luft, Bewegung, Öffnung“ und notiert: „Schön ist ein Haus, das gestattet, in Berührung mit Himmel und Baumkronen zu leben.”