Die Werkbundsiedlung Neubühl wurde 1930 – 32 errichtet. Sie ist eine der Mustersiedlungen des Neuen Bauens, wie sie im Anschluss an die Weissenhof-Siedlung in Stuttgart entstanden sind. Initiiert wurde sie von einem Kollektiv um die Architekten Paul Artaria, Max Ernst Haefeli, Carl Hubacher, Werner Max Moser, Emil Roth, Hans Schmidt, Rudolf Steiger und den Generalsekretär des Schweizerischen Werkbunds Friedrich T. Gubler. Zur Realisierung gründete man eine gemeinnützige Genossenschaft, welche durch einen städtischen Kredit unterstützt wurde.
Das Grundstück entspricht durch seine Lage auf einem grünen Hügelrücken über dem See den Prämissen von Licht, Luft und Sonne. Die Siedlung setzt sich bewusst von der Architektur des historistischen Blockrands ab. Das Konzept der quer zur Strasse und senkrecht zum Hang gestellten Häuserzeilen erlaubt den Bezug aller Wohnungen zur Landschaft. Das Neubühl mit seiner modularen Bauweise verfügt über eine Vielfalt an unterschiedlichen Wohnungstypen, welche Raum für Alleinlebende wie auch Familien mit Kindern bieten. Es kann auf veränderte Lebenssituationen flexibel reagieren. Zudem gibt es einen Gemeinschaftsraum, eine Kinderkrippe, Läden und Ateliers. Geplant war überdies ein Teehaus.
Flachdächer, helle Fassadenfarbe und Bandfenster manifestieren Eigenschaften des modernen Bauens, wenn auch in einer pragmatischen Ausführung. So erscheint die kubistische Formensprache durch ortsbedingte feine Dachüberstände und die Fassadenfarbe durch eine beige Tönung ausdifferenziert. Die Konstruktion im Schottenbau ermöglicht eine von statischen Funktionen befreite Grundrissorganisation und Fassadengestaltung. Mit der Werkbundsiedlung Neubühl sollte das Neue Bauen nicht in weiteren individuellen Ausstellungshäusern erprobt werden. Man wollte vielmehr eine einheitliche grosse Siedlung verwirklichen.
Die Genossenschaft Neubühl hat die Originalpläne dem gta Archiv, Institut für Geschichte und Theorie der Architektur, ETH Zürich, als Dauerleihgabe überlassen. Das gta war seinerseits bereit, für diese Webseite historische Fotografien zur Verfügung zu stellen.